Tuning: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Da die von Mitsubishi verbaute Original-[[ECU]] nicht modifizierbar ist, bleibt für eine optimale Abstimmung des Motors nur der Weg, sie durch ein Aftermartket-Steuergerät zu ersetzten. Damit lassen sich Spritmenge, Zündzeitpunkt und weitere wesentliche Betribs- und Steuerparameter an alle Änderungen der Motor-Peripherie optimal anpassen. | + | Da die von Mitsubishi verbaute Original-[[ECU]] nicht bzw. nur in Einzelfällen (und auch nur beschränkt) modifizierbar ist, bleibt für eine optimale Abstimmung des Motors nur der Weg, sie durch ein Aftermartket-Steuergerät zu ersetzten. Damit lassen sich Spritmenge, Zündzeitpunkt und weitere wesentliche Betribs- und Steuerparameter an alle Änderungen der Motor-Peripherie optimal anpassen. |
Anbieter von solchen Steuergeräten für den 3000GT sind rar, aber es gibt sie: AEM EMS2, Greddy Emanage Ultimate (keine "echte" ECU), MegaSquirt (selber programmieren macht schlau), ... | Anbieter von solchen Steuergeräten für den 3000GT sind rar, aber es gibt sie: AEM EMS2, Greddy Emanage Ultimate (keine "echte" ECU), MegaSquirt (selber programmieren macht schlau), ... |
Version vom 18. Juli 2016, 16:13 Uhr
Tuningmöglichkeiten für den 3000GT
Vorbemerkung
Tuning bedeutet hier "Optimierung von Fahrleistungen, Handling, Betriebsparametern und Optik". Bösen Blick, Extrem-Tieferlegung, Scheibentönung und 10.000 Watt Audio-Anlagen wird man hier vergeblich suchen, dafür gibt es genug andere Foren.
Insbesondere zum Thema Leistungssteigerung hier ein grundlegender Hinweis speziell für den 3000GT (EU): Mit relativ geringem Aufwand erreicht man 350 ... 370 PS, ohne dass es besonders auffällt. Da reicht schon fast ein "Dampfrad" von Ebay - aber LASST ES SEIN und lest die Theorie, Anleitungen, Ratschläge und Erfahrungsberichte in Ruhe, bevor Ihr mit einer unfahrbaren Kiste und durchgebrannten Kolbenböden endet.
Und dann entscheidet Euch für einen der 3 fogenden Wege:
- Nice and easy: Bis 400PS ohne Stress,
- Tough and hot: Bis 500PS und alltagstauglich, aber mit grösseren Änderungen der Elektronik,
- Extreme: Eigentlich ein Pflegefall für Profis, aber stabile 700PS sind machbar.
Leider gibt es zu Nr. 2 und 3 kein "Kochrezept", und die Expertenmeinungen gehen auseinander, wie man was am besten erreicht. Professionelle Tuner mit Erfahrung gibt es Deutschland für den 3000GT nicht (mehr), also sind die meisten gut mit dem 400PS "Nice and easy" Paket beraten!
Allgemeines (Quelle: [gt-driver.de], modifiziert)
Wem die serienmäßigen 286 PS (bzw. 300/330 PS der US-Modelle) nicht ausreichen, kann (wie auch bei verschiedenen anderen Fahrzeugen mit Turbomotor) relativ leicht nachlegen.
Bevor es an das eigentliche Tuning geht:
- Das serienmäßige Fahrzeug muss in Ordnung und korrekt eingestellt bzw. gewartet sein, bei älteren Fahrzeugen müsste der Service 90.000km / 60.000mls gemacht sei (Zahnriemen, Wasserpumpe, Kerzen usw.).
- Statt Euro-Super (95 Oktan) ist Super Plus (98 oder besser 100) angesagt oder zumindest zu bevorzugen (aber dank Klopfsensor gehts auch suboptimal mit 95 Oktan).
- Im Motor sollte Synthetik-Motoröl sein, Viscosität 5W-40 oder 5W-50, im Sommer für Heizer 10W-60.
- Da es beim GT-Tuning wie oben schon erwähnt hauptsächlich um Ladedruck geht und die serienmäßige Ladedruck-Anzeige ungeeignet ist, sollte man eine vernünftige Ladedruck-Anzeige einbauen (z.B. von VDO oder was Elektronisches). Wenn man schon am Instrumente einbauen ist: Ölthermometer sollte auch sein.
- Bei höheren Ladedrücken kann es, vor allem bei älteren Zündkerzen, zu Aussetzern kommen. Deshalb Elektrodenabstand auf ca. 0,85 mm verringern. Da dies beim hinteren Zylinderkopf eine größere Fummelei ist, empfiehlt es sich bei dieser Gelegenheit gleich neue Zündkerzen einzubauen. Am besten NGK--Platinkerzen verwenden (wie original), oder gleich Iridium-Kerzen.
- Evtl. neue Zündkabel mit 8,5qmm Querschnitt und möglichst geringem Wechselstrom-Widerstand (Impedanz).
- An der Benzinpumpe sollte die vorgesehene Spannung anliegen (der 3000GT hat eine spezielle Schaltung: Spannungsabsenkung im unteren Teillastbereich / Leerlauf), manchmal sind Kontakte vergammelt.
- Luftfilter: Neuer bzw. sauberer Einsatz, evtl. (offener) Sportluftfilter (vor allem bei weiteren Tuningmaßnahmen).
- Das ansonsten übliche Chip-Tuning klappt beim GT technisch bedingt nicht1, also Vorsicht bei Angeboten.
- Die Serienkupplung hält bis ca. 570 Nm bzw. ca. 420 PS. Darüber ist ein Kupplungs-Upgrade angesagt.
Und bitte dran denken: Der TÜV und evtl. die Rennleitung wollen auch mitreden!
Tuningmaßnahmen in Stufen: "Nice and Easy" ([gt-driver.de], modifiziert)
Nachfolgend einige sinnvolle Anregungen, um die Nice-and-Easy Stufe zu erreichen. Dabei nicht einfach die PS zusammenzählen, es muss schon planvoll abgestimmt sein. Manche Maßnahmen bringen nicht direkt Mehrleistung, sind aber sinnvoll oder notwendig und unterstützen andere Maßnahmen. Angaben ohne Gewähr - Kosten jeweils ohne Einbau.
Wichtiger Hinweis: Die hier vorgeschlagenen Maßnahmen bedürfen i.d.R. der Eintragung in die Fahrzeugpapiere. Da eine Einzel-Abnahme nicht immer so einfach und sinnvoll ist, sollte man über den Erwerb eines begutachteten und stressfreien Tuning-Paketes wie z.B. Ottec-GT nachdenken.
Lufteinlass erleichtern durch Sportluftfilter
Mehr Leistung heisst mehr Sprit verbrennen heisst mehr Luft bereitstellen. Manche GT-Driver fahren deswegen einen offenen K+N-Filter (ca. 120 – 250€) o.ä. (Sound) oder einen K+N -Einsatz (ca. 70 -120€) in der Originalbox (+ evtl. Löcher im Unterteil). Diese Filter sollen ein paar PS (ca. 3 - 10 PS) bringen, es gibt jedoch gewisse Nebenwirkungen: Bei ca. 3000U/min und Teillast hört man manchmal ein „eulenartiges“ Heulen, das aber harmlos ist – es kommt vom serienmäßigen Blow-Off-Ventil. Beim offenen Filter wird Warmluft aus dem Motorraum angesaugt, deswegen ist eine „Cold-Air-Abschirmung“ empfehlenswert. Je kälter die angesaugte Luft, desto höher die erreichbare Leistung!
Höherer Ladedruck
Durch manuellen Boost-Controller („MBC“, z.B. Bleeder Valve, Kugel/Feder-Ventil, oder Kombiversion, ca. 50 -130€) oder Elektronischen Boost-Controller („EBC“) z.B. von HKS, Blitz, Apexi, AEM (ca. 300-600€) sind höhere Ladedrücke erreichbar. 0,1 bar mehr bringt ca. 8 % Mehrleistung ( max. ca. 0,9bar, ca. + 45 PS) bzw. wenn Sportauspuff und grössere Ladeluftkühler bis ca. 1,0 bar (+ ca.65PS), bei zusätzl. Benzinpumpen-Upgrade auch mehr. Achtung: Bei serienmäßiger Benzinversorgung (Pumpe, Einspritzventile, Regler) können höhere Drücke als 1,0 bar zu Motorschäden führen!
Abgasanlage
Geringerer Abgasgegendruck durch einen Sportauspuff, eine optimierte Downpipe (serienmäßig strömungsungünstig) und Sportkats bringen außer Sound auch Mehrleistung, v. a. zusammen mit anderen Maßnahmen (Komplettanlage ca. 2300€, ca. + 25PS) - Teilmaßnahmen entsprechend weniger.
Blow-Off-Ventil
Ein besseres Blow-Off-Ventil (BOV) z.B. Greddy-S beseitigt das “Heulen”, hält auch höheren Druck und bringt besseres Ansprechverhalten, bei offenem Filter auch "Sound" ( ca. 250-600€).
Ladeluftkühler
Größere Ladeluftkühler (side mount wie Original) bringen niedrigere Temperatur und höhere Dichte der Verbrennungsluft und neben erhöhter Betriebssicherheit indirekt eine Mehrleistung von ca. 20-40 PS (Kosten ca. 1000 – 2500€).
Benzinförderung
Höherer Benzindruck bzw. größere Fördermenge durch Hotwire-Schaltung der Benzinpumpe und vor allem der Einbau einer stärkeren Pumpe ergibt höhere Sicherheit gegen Klopfen und Magerbetriebs-Schäden, erlaubt später auch den Einbau größerer Einspritzdüsen und erlaubt dadurch höheren Ladedruck und folglich Mehrleistung.
Ölkühler
Durch Versetzen des Ölkühlers (Serie hinter dem linken Ladeluftkühler) in das mittlere Kühlluftmaul lässt sich die Öltemperatur um ca. 10°C absenken, führt aber nicht zu Mehrleistung. Bei manchen Import-Mopdellen ist gar kein Ölkühler vorhanden, prüfen und ggf. nachrüsten!
Wasser-Alkohol-Einspritzung
Bei Wasser-Alkohol-Einspritzung bzw. Wasser-Methanol-Einspritzung wird eine zusätzliche Kühlung des Brennraums erreicht und die Klopfneigung verringert. Kann helfen, höhere Ladedrücke ohne Benzinpumpen-Upgrade und größere Ladeluft-Kühler zu fahren. Dieses Upgrade führt u.U. schon über die 400PS Marke und erfordert Zusatzaufwand wegen des Wasser-Methanol-Tanks, ist aber noch ganz gut beherrschbar, weil es keine wesentlichen Steuerungs-Änderungen nach sich zieht.
Mögliches Minimal-Paket ohne Zulassung
- Wärmere Kerzen (z.B. NGK BKR7EIX)
- MSD Zündkabel 8,5qmm
- Boost-Controller Variante A:
- Mechanischer Boost-Controller von Hallman Boost (€100)
- Ladedruckanzeige mit Maxwert-Speicher (wichtig!) (€150)
- Boost-Controller Varainte B:
- A'pexi AVC-R (€600)
- Downpipe, z.B. von 3SX
- Breitband-Lambda-Sonde mit Anzeige, z.B. von AEM
- Datalogger für Laptop, z.B. von Evoscan
... und das Ganze ohne Garantie, auf eigene Gefahr und nur für die Teststrecke.
Tuningmaßnahmen in Stufen: "Tough and Hot"
Der nächste Schritt baut auf dem Nice-And-Easy-Paket auf und erfordert eine Anpassung der Treibstoff-Einspritzmenge an die grössere Sauerstoffmenge, die dem Motor jetzt zugeführt werden soll, denn es werden leistungsstärkere Turbos und eine andere Ladeluft-Verrohrung eingebaut. Dazu müssen größere Einspritzdüsen verwendet werden, die die serienmäßige ECU nicht korrekt steuern kann (siehe Treibstoff-System). Der serienmäßige Luftmassenmesser kommt mit diesen Änderungen u.U. ebenfalls nicht mehr klar, da er bei großen Luftmengen ungenau wird.
Größere Einspritzdüsen
Ein Benzinpumpen-Upgrade ggf. mit Hotwire-Schaltung ist Pflicht. Darauf aufbauend können 550'er oder 560'er Düsen verbaut werden (letztere aus dem Mitsubishi-Regal vom Evo). Dies erfordert aber eine Steuerungs-Änderung:
Sprit-Computer
Ein Sprit-Computer dient dazu, die Steuerungssignale der ECU für die Einspritzdüsen an die geänderte Düsengröße anzupassen. Es gibt / gab dafür verschiedene Fabrikate, die jedoch alle einen Kompromiss gegenüber der Umrüstung auf eine frei "programmierbare" ECU darstellen.
Frei einstellbare Aftermarket-ECU
Da die von Mitsubishi verbaute Original-ECU nicht bzw. nur in Einzelfällen (und auch nur beschränkt) modifizierbar ist, bleibt für eine optimale Abstimmung des Motors nur der Weg, sie durch ein Aftermartket-Steuergerät zu ersetzten. Damit lassen sich Spritmenge, Zündzeitpunkt und weitere wesentliche Betribs- und Steuerparameter an alle Änderungen der Motor-Peripherie optimal anpassen.
Anbieter von solchen Steuergeräten für den 3000GT sind rar, aber es gibt sie: AEM EMS2, Greddy Emanage Ultimate (keine "echte" ECU), MegaSquirt (selber programmieren macht schlau), ...
Siehe dazu die Anleitung zur Umrüstung auf AEM EMS2.
Turbo-Upgrade
Für ein Turbo-Upgrade ist unbedingt zu prüfen, ob die Charakteristik (Turbomap) der neuen Turbos (wir reden in dieser Stufe noch von Twin Turbo) zu dem möglichen Luftdurchsatz des Motors passt. Wenn die Turbolader ihren besten Wirkungsgrad bei einem Durchsatz erreichen, der aufgrund der restriktiven Luftführung nie erreicht wird, nutzen sie gar nichts. Die Serien-Turbos (TD04-13G) sind sehr gut auf den 6G72 Motor abgestimmt und vergleichsweise flexibel und stabil!
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die im Beitrag Turbolader-Upgrade im Detail erläutert werden.
Upgrade der Ladeluftführung (Verrohrung)
Entsprechende Verrohrungen sind an verschiedenen Stellen erhältlich, werden aber zweckmäßigerweise zusammen mit den größeren Turbos und ggf. einem Front Mount Intercooler (FMIC) beschafft und verbaut. Siehe hierzu auch unter LLK-Rohre.
Zündungsupgrade
Durch die höhere Gasdichte im Zylinder wird mehr Energie benötigt, um den Zündfunken entstehen zu lassen. Ab ca. 470PS bei entsprechendem Ladedruck ist die OEM Zündanlage (siehe Zündungs-System) vermutlich am Ende, und ein Zündverstärker wird benötigt. Ein Beispiel dafür ist der HKS TwinPower DL-I.
Üblich (in USA) ist auch der Einsatz von Zündkerzen mit Kupferelektrode und entsprechendem Wärmewert, weil man hier den Elektrodenabstand verringern kann, um den Zündfunken bei hohen Drücken zu stabilisieren (Be Platin/Iridium-Elektroden besteht Bruchgefahr). Diese Kuper-Kerzen halten aber nur ca. 5000 Km (Platin bzw. Iridium: 60.000 Km), sodass man ständig die Ansaugbrücke ab- und draufschrauben muss, um die Kerzen zu wechseln - sehr zeitaufwändig.
Zusätzliche Maßnahmen
Motor-Umfeld
Bis ca. 400PS ist der Motorraum des GT thermisch gesund, siehe Motorraum-Durchlüftung. Darüber könnten Maßnahmen wie Hitzeschutz-Band an Abgas-Krümmern etc. notwendig werden. Beim Einbau eines Front-Mount-Intercooler (FMIC) ist erhöhte Vorsicht geboten, weil dieser den Durchlass im Kühlermaul für den Wasserkühler zum grossen Teil abdeckt und die einströmende Luft erwärmt. Also den Anwendungsfall genau untersuchen!
Fahrwerk, Handling, Bremsen
Das Serienmäßige ECS-Fahrwerk lässt sich mit relativ wenig Aufwand durch Tieferlegungs-Federn verbessern. Ohne die richtige Reifenwahl nutzt das aber alles gar nix.
Das Handling verbessert sich durch Gewichts-Reduzierung (vor allem vorn), Verlagerung von Gewicht von vorne nach hinten (siehe Batterie in den Kofferraum versetzen) und GUTE REIFEN!
Das Thema Bremsen-Upgrade ist sehr interessant, aber auch schwierig umzusetzen, da wenige abnahmefähige Kits verfügbar sind. Und das kostet eine Stange Geld. Fallweise genügt es auch, die richtigen Bremsbeläge zu verwenden, da die "organischen" Serien-Beläge zum Rubbeln und Faden neigen, weil sie die Wärme schlecht abführen.